Heute berichten wir euch über ein sehr heikles Thema, zu dem es sehr viele Mythen und auch Missverständnisse gibt. Wir möchten daher im heutigen Beitrag auf ein paar wichtige Fragen eingehen, die dir das Thema hoffentlich näher bringen.
Was bedeutet “Freistehen” überhaupt?
Um erstmal ein wenig Verständnis in das Thema zu bringen, sollten wir uns zunächst mal ansehen, was freistehen bedeutet. Und die Erklärung ist eigentlich sehr simpel: Freistehen bedeutet erstmal nur, dass du frei in der Natur stehst und auf keinem festen Campingplatz/bezahlten Stellplatz.
Hier gibt es aber zwei unterschiedliche Kategorien, die wir am besten anhand von Beispielen erklären:
- Kategorie 1 = Bezahltes Übernachten. Wenn man in der Schweiz beispielsweise den Grimselpass fährt, gibt es dort oben in dieser Höhe natürlich keinen Campingplatz. Man kann auf dem Pass an einem Parkplatz übernachten, der dem Restaurant gehört. Man zahlt eine niedrige Gebühr von 10-15€ und kann die Nacht dort ohne Probleme verbringen und sogar ganz legal! Das geht, weil der Parkplatz zum Privatgrundstück des Restaurants gehört und sie somit frei entscheiden können, was damit passiert. Du stehst somit für eine für Schweizer Verhältnisse niedrige Gebühr komplett legal an einem wunderschönen Naturplatz.
- Kategorie 2 = kostenloses Parken. Wenn du in Spanien die Ostküste entlang fährst, findest du bei den Stellplatz-Apps einige Stellplätze direkt am Meer. Das sind meistens Plätze in der Natur oder einfache Parkplätze, an denen es “toleriert” ist, zu übernachten. Zu dem Unterschied zwischen erlaubt und toleriert kommen wir gleich. Diese Plätze kannst du meist sogar mehrere Wochen nutzen, einzige Ausnahme ist, dass du keine Stühle/Tische etc. hervorholen kannst. Du kannst diese natürlich an den Strand tragen und dort dein Frühstück machen, aber eben nicht am Parkplatz
Der entscheidende Unterschied zwischen “erlaubt” und “toleriert”
Wenn man im Internet suchen möchte, in welchen Ländern man freistehen darf bei einer Vantour, kommen nur sehr wenige Länder in dieser Liste. Diese Länder tolerieren das Freistehen für Camper und geben dafür keine Strafen. Hier spricht man von einer “Erlaubnis” dieses Landes.
Andere Länder geben offiziell keine “Erlaubnis”, das sind die meisten in Europa. Jedoch gibt es auch in diesen Ländern hunderte bis tausende kostenlose, freie Stellplätze. Wie ist das möglich? Eben deswegen, weil es zwar in diesen Ländern nicht “erlaubt” ist, dafür aber “toleriert”!
Oft fährt an diesen Parkplätzen sogar die Polizei mehrmals täglich vorbei, um den Parkplatz zu überprüfen. Solange nämlich keine Stühle etc. aufgestellt werden, ist es ja im Endeffekt wie ein Parkplatz und gegen ein Parken dort spricht nichts, wenn man keinen Müll hinterlässt, andere nicht blockiert usw.
Zu beachten ist jedoch auf Camping Verbotsschilder. Hier sollte man auf keinen Fall übernachten, denn dort drohen oft hohe Strafen, obwohl es vielleicht wenige Kilometer weiter wieder toleriert ist.
Also prinzipiell kannst du dir merken: Freistehen ist nur in wenigen europäischen Ländern erlaubt, aber in den meisten Ländern toleriert. Nicht überall im Land, diese werden dir eben mit Verbotsschildern klar und deutlich angezeigt, aber in den meisten.
Auf das solltest du beim Freistehen achten
Im letzten Blogbeitrag haben wir dir die Vorteile und Nachteile vom Freistehen bzw. Übernachten auf einem Campingplatz gezeigt. Nehmen wir an, du möchtest bei deiner Vanreise nun mehr freistehen, dann gehst du folgendermaßen vor:
- Suche dir den Ort oder einen ungefähren Ort aus, wo du übernachten möchtest. Ein Beispiel: Wenn du in der Schweiz unterwegs bist, von Thun nach Lauterbrunnen, ist das eine gute 3 stündige Fahrt. Wenn du Lauterbrunnen am nächsten Morgen besichtigen möchtest (eine Schweiz Reiseroute präsentieren wir dir bald auf dem Blog), dann bietet sich ein Stellplatz auf dem Weg an. Knapp 20 Minuten vorher gibt es einen idyllischen Stellplatz auf Spendenbasis (10€ werden dort mindestens verlangt), mitten in der Natur am Fluss. Auch hier gilt wieder: Er ist unter Privatgrund, daher auch legal. Und so kannst du bei Schritt 1 immer vorgehen: Schaue dir deine Urlaubsroute an und suche dir einen ungefähren Kreis auf der Karte aus, wo du übernachten möchtest.
- Arbeite mit den Stellplatz-Apps, die wir dir im Blog schon empfohlen haben. Wir raten dir dazu, nach positiven Bewertungen zu filtern, denn oft gibt es Stellplätze mit sehr geringen Bewertungen, bei denen oft eingebrochen wird oder Strafen drohen. Diese filterst du automatisch aus, wenn du die Bewertungen nach oben setzt beim Filter. Schaue dir alle Parkplätze/freien Stellplätze kurz in der App an und lies dir die Kommentare durch.
- Dann wird es schon Zeit, den ersten Stellplatz anzufahren. Optimalerweise hast du 2-3 verschiedene Optionen zur Wahl, denn das wichtigste Kriterium kommt hier: Höre auf deinen Instinkt. Oft sind Plätze gut bewertet, aber man sieht komische Leute, eingeschlagene Autos usw. Wenn dein Gefühl dir sagt, du sollst weiterfahren, dann mach das bitte auch. Unser Instinkt ist manchmal besser als wir glauben.
- Wenn du deinen Stellplatz gefunden hast, steht einer Nacht unter freiem Himmel und meist ohne Kosten nichts mehr im Wege! Aber denk dran: Immer den Platz sauber hinterlassen, so wie du ihn vorgefunden hast.
Wir hoffen, wir konnten dir mit diesem Beitrag helfen, ein paar freie Stellplätze auf deinen künftigen Vanreisen zu finden und wünschen dir einen tollen Trip mit einem unserer Bullis!
Dein Bulliherz Team